NP30 - Drei Jahrzehnte Naturschutz
(Dieser Artikel wurde unverändert aus dem SZPI-Newsletter - Ausgabe 229 übernommen, mit der Zustimmung des Autors.)
Obwohl es sich aus naturkundlicher und ökologischer Sicht um ein zusammenhängendes Gebiet handelt, wird es durch eine künstlich geschaffene Staatsgrenze geteilt, die den Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel und den Nationalpark Fertő-Hanság voneinander trennt. In den letzten drei Jahrzehnten haben die Mitarbeiter beider Institutionen bei zahlreichen Gelegenheiten zusammengearbeitet, um ihre Ziele zu erreichen. Dieses Jubiläum feiern sie mit einem neuen Projekt mit dem Titel: Förderung und Sensibilisierung für die einzigartigen Naturwerte des 30 Jahre alten Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel / Fertő-Hanság (kurz NP30). Das Hauptziel der Partnerschaft zwischen den beiden Organisationen ist es, den Besuchern der Region zu ermöglichen, ihre natürliche Schönheit als einheitliche Naturlandschaft zu erleben. Wir sprachen mit Lukas Vendler, Mitglied des Projektkommunikationsteams beim federführenden Partner, dem Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, über das Projekt, das mit Unterstützung von EU-Mitteln aus dem Interreg Österreich-Ungarn Programm 2021-2027 (Interreg AT-HU 2021-2027) umgesetzt wird.

Wie kam es zu der Idee für das Projekt?
Das Projekt NP30 wurde anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der grenzüberschreitenden Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel und Fertő-Hanság ins Leben gerufen. Obwohl die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen bisher vorbildlich war, gibt es noch Verbesserungspotenzial – insbesondere, was das Kennenlernen der Gebiete auf der anderen Seite der Grenze und die weitere Stärkung der Kommunikation angeht. Die Routen verschiedener Exkursionen, Touren und Schulaktivitäten reichen in der Regel nur bis zur Grenze, obwohl die Landschaft eine zusammenhängende Einheit bildet. Mit unserem Projekt feiern wir nicht nur öffentlich das Jubiläum, sondern stärken auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Ziel, die mentalen und physischen Barrieren zwischen unseren Mitarbeitern, Besuchern und lokalen Gemeinschaften abzubauen.

Was ist das wichtigste Ziel von NP30?
Unsere Hauptaufgabe besteht darin, den Nationalpark unabhängig von der Staatsgrenze zu einem einzigen, einheitlichen Schutzgebiet zu machen. Unsere Mission ist es, den Besuchern das Gefühl zu vermitteln, dass sie eine einzige, zusammenhängende Landschaft, eine einzige Region erleben und nicht zwei getrennte Gebiete. Dies spiegelt sich in unseren gemeinsamen Jubiläumsveranstaltungen, neuen grenzüberschreitenden Führungen, der Schulung unserer Mitarbeiter, Rangern und Exkursionsleiter sowie dem geplanten gemeinsamen Imagefilm wider. Mit all diesen Maßnahmen wollen wir das Gefühl eines einheitlichen Naturraums stärken.
Wer sind die Zielgruppen des Projekts?
Sie sind äußerst vielfältig. In erster Linie sind es Touristen, die die Region besuchen, darunter Radfahrer und Naturliebhaber, die direkt von grenzüberschreitenden Touren und Veranstaltungen profitieren können. An zweiter Stelle steht die lokale Bevölkerung, die wir durch Jubiläumsveranstaltungen, Stempelsammelaktionen und Sensibilisierungsmaßnahmen einbeziehen und ansprechen möchten. Drittens Bildungseinrichtungen, Schüler und Jugendliche, die durch Wettbewerbe und Studienprogramme, die im Rahmen des Projekts organisiert werden, in unsere Veranstaltungen einbezogen werden. Nicht zuletzt Vertreter der Wissenschaft wie Naturschutzfachleute, Ranger, Exkursionsleiter und Forscher, die an gemeinsamen Schulungen, Workshops und Seminaren teilnehmen werden.
Apropos Kollegen: Wie viele Experten sind an der Umsetzung der Pläne beteiligt? Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen den beiden Partnerorganisationen aus?
Auf jeder Seite ist eine Person für die Koordination des Projekts verantwortlich – die österreichische Seite, der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, fungiert als Lead Partner. Ich persönlich unterstütze mehrere Projektelemente. Darüber hinaus haben mehr als 20 unserer Kollegen an den Schulungen teilgenommen, einige von ihnen haben bereits Testexkursionen geleitet, und Kollegen aus den Forschungsabteilungen haben Schulungsprogramme durchgeführt. Eines der wichtigsten Ziele des Projekts ist es, dass die Kollegen auf beiden Seiten die äußerst vielfältigen grenzüberschreitenden Wanderwege kennenlernen, von den Feuchtgebieten und bewaldeten Hügeln Ungarns bis zu den Salzlacken und Weiden Österreichs. Viele Mitarbeiter auf beiden Seiten waren und sind weiterhin an der organisatorischen Arbeit beteiligt. Die Zusammenarbeit verlief bisher völlig reibungslos und konstruktiv, wobei regelmäßige Treffen, Workshops und die tägliche Kommunikation eine enge Koordination gewährleisten.
Welche Aufgaben haben Sie bisher abgeschlossen? Welche Erfolge können Sie bereits vorweisen?
Wir haben eine Reihe wichtiger Ergebnisse oder Meilensteine im Projekt erreicht. Wir haben eine erfolgreiche Feier in Österreich und einen Maierei-Tag in Ungarn organisiert. Hunderte von Menschen nahmen an beiden Veranstaltungen teil, sodass wir sagen können, dass sie ein großer Erfolg waren. Wir haben die Besucher mit einem breit gefächerten Programm empfangen, darunter Marktstände, Führungen und Aktivitäten für Kinder. Wir haben eine wirklich festliche Atmosphäre geschaffen und dabei die natürlichen und kulturellen Werte des gemeinsamen Schutzgebiets hervorgehoben.
Die Schulungen für professionelle Exkursionsleiter, die verschiedene Lebensräume abdecken, wurden ebenfalls sehr gut angenommen. Darüber hinaus konnten die Exkursionsleiter endlich weniger bekannte Orte auf der anderen Seite der Grenze kennenlernen, erkunden und mehr darüber erfahren. Wir haben für sie auch einen Teambuilding-Workshop in Form einer Schatzsuche organisiert, der die 60 Leute der österreichischen und ungarischen Teams noch näher zusammengebracht hat. Diese Veranstaltung war sehr unterhaltsam und ermöglichte es den Kollegen, sich besser kennenzulernen. Im August und Anfang Oktober haben wir versuchsweise grenzüberschreitende Radtouren mit einem gemeinsamen Picknick organisiert, die viele Teilnehmer anzogen und hervorragendes Feedback erhielten.
War es Anfang Oktober nicht zu kalt auf dem Sattel?
Im Gegenteil, es lief sehr gut. Ich habe auch daran teilgenommen, und obwohl eine siebenstündige Radtour ziemlich lang erscheinen mag, verging die Zeit wie im Flug – es war ein sehr schöner Tag. Unterwegs sahen wir sogar einige Hirsche und viele Vögelarten und konnten bei strahlendem Sonnenschein die grenzüberschreitenden Landschaften des Nationalparks Neusiedler See – Fertő-Hanság erkunden.
Sie haben erwähnt, dass Sie im Rahmen des Projekts einen Film drehen. Wie kommt die Arbeit voran?
Ja, wir drehen einen sogenannten Imagefilm und haben bereits alle Szenen im Kasten. Ich habe einige beeindruckende Aufnahmen gesehen! Auf dieser Grundlage kann ich sagen, dass die Aufnahmen sehr vielversprechend und von ausgezeichneter Qualität sind. Meine Kollegen arbeiten noch fleißig an der Postproduktion. Nach unseren Plänen wird die endgültige Fassung ein moderner, fünfminütiger, hochwertiger Film sein, der nicht nur die Natur, sondern auch die Bewohner der Nationalparks, die Menschen, die hier leben und arbeiten, zeigt.


Welche weiteren Aufgaben und Ziele stehen Ihnen, den Mitarbeitern der Partnerschaft, noch bevor?
Um das Bewusstsein für unsere gemeinsamen Naturwerte zu schärfen, führen wir neben den bereits erwähnten öffentlichen Probetouren noch eine Reihe von Sensibilisierungs- und Promotionsaktivitäten durch. Unsere Plakatkampagne und unsere Aktivitäten in den sozialen Medien werden während des gesamten Projekts fortgesetzt. Wir haben die Plakate anlässlich bedeutender Ereignisse wie des grenzüberschreitenden Maierei-Tags und der Testtouren angebracht. Im September starteten wir eine 30-tägige Social-Media-Kampagne auf Facebook und Instagram mit dem Ziel, die beiden Nationalparks unabhängig von der Staatsgrenze als eine einzige natürliche Einheit zu präsentieren und ihre einzigartigen Lebensräume und Arten sowohl für Besucher als auch für die lokalen Gemeinden sichtbar zu machen.
Darüber hinaus organisieren wir eine Stempelsammelaktion mit 30 Stationen, bei der wir an bekannten Orten QR-Codes angebracht haben, mit denen Besucher digitale Stempel sammeln und weitere Informationen über die natürlichen Werte jedes Ortes erhalten können. Wir haben auch eine Schulkampagne gestartet, einen grenzüberschreitenden Zeichnungswettbewerb. Die Werke der Kinder werden bei unserer Familienveranstaltung ausgestellt. Wir organisieren geführte grenzüberschreitende Touren nicht nur für Schulkinder, sondern auch für die breite Öffentlichkeit: Wir hoffen, dass nach dem Projekt noch mehr Besucher regelmäßig die Grenze überqueren werden.
Wann findet der Familientag statt?
Am kommenden Sonntag, dem 26. Oktober, auf der österreichischen Seite in Illmitz. Er beginnt mit einem Spaziergang um den kleinen See in Illmitz, den Zicksee, gefolgt von Kinderprogrammen, Konzerten, Speisen und Getränken. Wir hoffen auf gutes Wetter und viele Besucher!
Vor welchen Herausforderungen stand die Projektpartnerschaft während der Umsetzung?
Die größte Herausforderung war das Zeitmanagement. Das Projekt schreitet schneller voran als erwartet, und es war und ist eine sorgfältige Koordination erforderlich, um sicherzustellen, dass alle geplanten Veranstaltungen und Schulungen innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens durchgeführt werden können.
Auf welchen Teil Ihres Projekts sind Sie besonders stolz? Was ist das Spannendste an NP30?
Es ist schwierig, ein einzelnes Element herauszugreifen, aber wir sind bereits stolz darauf, ein gemeinsames Projekt erfolgreich umgesetzt zu haben, was es uns ermöglicht hat, sprachliche und nationale Grenzen zu überwinden. Ich war hauptsächlich an der Produktion des Imagefilms beteiligt und freue mich persönlich darauf, ihn zu präsentieren.
Wie wurde das Projekt bisher von den verschiedenen Zielgruppen aufgenommen?
Unsere Kollegen haben hervorragendes Feedback zu den Schulungen und Teambuilding-Workshops gegeben, und die Besucher haben sehr positiv auf die Test-Radtouren reagiert, während der letztjährige Maierei-Tag in Ungarn ebenfalls von vielen Teilnehmern gelobt wurde.
Mit welchen Projektergebnissen wären Sie Ende November zufrieden?
Es wäre ein Fortschritt, wenn Besucher, Schulen und lokale Gemeinden die Nationalparks zunehmend als gemeinsamer Naturraum erleben würden. Es wäre aber auch ein Erfolg, wenn in Zukunft häufiger grenzüberschreitende Ausflüge organisiert würden, wenn der Imagefilm ein breites Publikum erreichen würde und wenn die Zusammenarbeit zwischen österreichischen und ungarischen Kollegen nach Abschluss des Projekts weiter gestärkt würde. Was die langfristigen Ergebnisse angeht, so wurde das Projekt konzipiert, damit es eine nachhaltige Wirkung hat. Daher planen die Partner, auch nach den Jubiläumsfeierlichkeiten weiterhin gemeinsame Veranstaltungen durchzuführen, und die digitale Stempelsammlung wird bestehen bleiben, damit wir weiterhin mit den Besuchern kommunizieren können.
Fotos: NP30, Neusiedler See-Seewinkel National Park, Fertő-Hanság Nemzeti Park, SZPI, Pixabay







